Der Parascout

Der Parascout, Titelbild, Rezension
Hugh Walker

Die drei in “Der Parascout” gesammelten Romane können getrost zu Hugh Walkers  horrortechnischem Spätwerk gezählt werden.  In einer weiteren Veröffentlichung „Das Parascout Institut“ wird nur vage Bezug auf das Institut und Robert Steinberg genommen.

Robert Steinberg ist wie Horst Hermann von Allwörden in seinem Vorwort eruiert ein typischer und doch wieder ein wenig untypischer Hugh Walker Charakter. Nicht selten überfiel das Übernatürliche seine bodenständigen, um  nicht von gewöhnlichen Figuren zu sprechen aus dem Nichts heraus und stürzte sie in eine Welt des Chaos, aus dem sich diese im Grunde Antihelden vor allem durch ihre Entschlossenheit, ihren Intellekt und weniger durch rohe Kraft retten  konnten.  Ein markantes Zeichen von Hugh Walker und Kurt Brand sind junge gut ausgebildete Menschen, die plötzlich mit ihren Urängsten bzw. bei Kurt  Brand mit unmöglichen Missionen betraut werden.  In einer Reihe von Horror Romanen nehmen Journalisten mit ihrem leicht frivolen Lebensstil die Position des Mittlers zwischen Leser und Geschehen ein. Auch Kurt Brand hat immer wieder auf die schreibende Zunft zurück gegriffen.   Auch fünfzehn Jahre nach seiner letzten Horror Roman Veröffentlichung präferiert der Autor die Ich- Erzählerperspektive.  Der sechsunddreißig Jahre alte Robert Steinberg arbeitet als  PEP…  als Paraeinsatzperson für das  Dr- Helm- Institut, eine private Forschungseinrichtung für das Übernatürliche. Er ist ein 4.0 Rezeptor. Er besitzt eine geistige, nicht unbedingt telepathische Antenne für parasensorische Kontakte mit nicht nur anderen Menschen, sondern wie „Die Hölle in mir“ zeigt auch anderen Wesen. 

„Die Hölle  in mir“ erschien fast fünfzehn Jahre nach  seinem letzten Horror Roman erst 1991 als „Dämonen- Land“ Nummer fünfzig,  sieben Jahre später im Rahmen der BLITZ Romane ein weiteres Mal. Die Neuveröffentlichung umfasst nur die Kapital zwei bis siebzehn, Hugh Walker hat den Prolog für diese überarbeitete Fassung gestrichen.   

Waldhofen und Anghammer sind Orte mit einer dunklen Vergangenheit, wie Hugh Walker fast im Nebensatz historisch aufzählt. Jetzt wird das kleine Dorf von einer Selbstmordwelle honoriger Personen erschüttert. Robert Steinberg wird ausgesandt, um nach übernatürlichen Phänomenen zu suchen.  Im kleinen Ort angekommen braucht er nicht nur Hilfe von seinem später hinzugezogenen Kollegen und Kameramann Winter, auch ein aus Passau gekommener Journalist unterstützt ihn bei einer Reihe von übernatürlichen Phänomenen.

„Die Hölle in mir“ ist eher ein Produkt der neunziger Jahre. Das Horrorgenre hat sich gewandelt. Entweder wird Splatter angeboten, was niemals Hugh Walkers Intention gewesen ist  oder die Mischung aus paranormalen Ideen und mystischen Anspielungen, welche vordergründig semiwissenschaftliche Fernsehserien wie „The X- Files“ auszeichnete und die Zuschauer in den Bann schlug. Beginnend mit einigen absichtlich platzierten Klischees wie den markanten Zeichen, die nur noch Robert Steinberg sieht und endend in einer Tragödie von ungeahnten Ausmaßen, basierend auf  der Gewinnsucht einer kleinen Gruppe von Männern schlägt Hugh Walker einen sehr weiten Bogen. Vielleicht erscheint das Ende ein wenig zu theatralisch, bevor der Autor mit dem Epilog auf die katastrophalen Folgen ihres Handelns hinweist. Aber bis dahin handelt es sich um eine erstaunlich geradlinige Geistergeschichte, in deren Verlauf der Leser vor allem Robert Steinberg und seine Gefährtin Schatten -  eine schwarze Katze - kennenlernen  kann.

Hugh Walker   lässt  seine Geschichten gerne in der bayerischen Provinz spielen und nimmt das Dorfleben gehörig auf die Schippe.  Beginnend bei der Gastlichkeit in dem familiären Hotel entwickelt sich eine stimmige Atmosphäre, die mehr und mehr durch die dunklen Visionen unterminiert wird. Die übernatürlichen Erscheinungen sind effektiv gesetzt und die langen Traumsequenzen weniger surrealistisch als in einigen anderen seiner Horror Romane, sondern bodenständig und deswegen in mehrfacher Hinsicht verstörend.

Vor allem die ökologisch politischen Gedanken heben diese stringent geschriebene, solide Horrorgeschichte  aus der Masse vieler anderer Heftromane heraus, auch wenn Hugh Walker mit den paranormalen Fähigkeiten Robert Steinbergs noch ein wenig ambivalent, aber nicht immer nachhaltig effektiv genug umgeht. Das wird sich in den nächsten beiden Romanen ändern, die in dieser Hinsicht deutlich zielführender sind. 

Drei Jahre später erschien mit „Legende des Grauens“  nicht nur ein zweiter Roman um den Parascout Steinberg, der auch in der gleichen Gegend spielt. Hugh Walker ist konsequent seinen ökologischen Weg mit diesem Roman aber weiter gegangen. Während in „Die Hölle in mir“ der Mensch im Grunde mit seiner Gier das Böse heraufbeschwört, greift „Legendes Grauens“ auf die alten Mythen der Waldvölker zurück. Anscheinend gibt es in der kleinen Gemeinde einen Aberglauben, der nicht nur historisch weit zurückgreift, sondern entsprechenden Einfluss auf die folgenden Generationen hat. Dieser reicht bis zu einer pünktlichen Rückkehr der aus der Gemeinde Verzogenen, um die Vorweihe zu durchlaufen.    Steinberg  wird unabhängig von den Parafähigkeiten durch einen Unfall in das Geschehen einbezogen.

Hugh Walker folgt einer sehr geradlinigen Struktur. Der Plot entwickelt sich vor allem über die Stimmung. Im Gegensatz zu den anscheinend aufgezwungenen Selbstmorden der an der ökologischen Katastrophe Schuldigen gibt es keine aktive Bedrohung von außen. Die meisten Menschen leben sehr gut mit diesen Waldbewohnern.  Auch wenn die Gier des Menschen in der zweiten Hälfte des Romans wieder nach dem ökologischen Kleinod greift und damit erneut eine Katastrophe heraufbeschwört.

Kritisch anzumerken ist, dass der Plot ja in der gleichen Gemeinde wie der erste Roman spielt. Es gibt vielleicht keine direkten Überschneidungen bis auf einzelne handelnde Nebenpersonen, aber genauso fehlen angesichts der  Tragweite der Ereignisse auch warnende Stimmen im ersten Roman. Die Verseuchung ist derartig groß, dass die Natur schon vorher hätte Alarm schlagen müssen.

Zurück bleibt neben  einer sich solide entwickelnden Handlung eine Reihe von eindrucksvollen Bildern.  Insbesondere die Wesen, welche anscheinend nur für den sich verwandelnden Steinberg sichtbar auf den Stümpfen der frisch gefällten Bäume sitzen. Oder die engere Symbiose mit seiner Freundin/ Kameradin Schatten.  Ob Mensch und Katze wirklich so eng miteinander verflochten werden können, steht auf einem anderen Blatt, aber Hugh Walker schafft es, insbesondere die Leser zu irritieren und auch mit den verschiedenen Traumsequenzen in die Irre zu  locken.

Das Finale ist  deutlich zufriedenstellender als im ersten Roman.  Hugh Walker musste sich zwar an den begrenzten Umfängen der Heftromane orientieren, aber ohne eine ausführlichere Beschreibung des Hintergrunds -  aus dem ersten Roman bekannt – hat er auch mehr Freiheiten, der Plot fließend zu entwickeln und dann entsprechend einzelne Höhepunkte zu setzen.

Zehn Jahre nach „Legende des Grauens“  veröffentlichte Hugh Walker den dritten und bislang letzten Roman um Robert Steinberg.  „Der Teufelsmacher“ erschien im Rahmen der „Vampir“  Anthologien des Zaubermond Verlages.   Das Parascout Institut nutzte der Autor aber sechs Jahre vorher in dem Buch „Die Totenweckerin“  sowie einer weiteren Kurzgeschichte  noch einmal.

„Der Teufelsmacher“ ist insgesamt ein ambitionierter, aber inhaltlich auch nicht gänzlich zufriedenstellender Roman. Der Auftakt ist souverän und  zeichnet sich unabhängig von der fast surrealistischen Atmosphäre durch ein sehr hohes Tempo aus.  Eine bedrohliche Sekte entführt Menschen und beginnt sie zu verwandeln. Die Polizei ist wie in vielen Hugh Walker Romanen machtlos und ignoriert eher die übernatürlichen Phänomene.

Robert Steinberg kommt zu diesem Fall durch einen Zufall. Er  empfängt die Gedanken einer jungen Frau aus ihrer Wohnung. Sie ist Opfer der Satanssekte geworden. Steinberg versucht die Frau aus den Klauen der Sekte zu befreien.  Die Zusammenfassung des Plots hört sich schematischer an als der ganze Roman abschließend  ist. Hugh Walker muss sich den Vorwurf gefallen lassen, nach einem wirklich hervorragenden Auftakt im Mittelteil zu sehr auf die Klischees einzugehen und vor allem Steinberg als Figur nicht weiter zu entwickeln. Erst gegen Ende nimmt die Handlung nicht nur wieder an Fahrt auf, das Geschehen wird breiter aufgestellt, auch wenn die Antagonisten in mehrfacher Hinsicht enttäuschen.  Vor allem weil Hugh Walker sich nicht verkneifen kann, einen Epilog an den Roman anzuhängen, welcher fast wie ein Stigma die Qualität der Handlung durch Klischees unterminiert. Bei einem routinierten Autor wie Hugh Walker fast unentschuldbar. Im Gegensatz zu „Legende des Grauens“ wirkt „Der Teufelsmacher“ auch unglücklich strukturiert. Das Ende ist wieder hektisch und zu abrupt, der Mittelteil ein wenig zu lang geworden.  

Durch alle drei Romane zieht sich aber der dreidimensionale Robert Steinberg. Er ist weder eine getriebene Kreatur, die mit ihrer Gabe nicht zurecht kommt noch ein eitler überlegener  Machoheld, der vor allem sich selbst und dann erst die Umgebung liebt. Aufgrund seiner Gabe ist er eher ein zurückhaltender Mann mit der perfekten Partnerin im Arm.  Die Balance zwischen vordergründig wissenschaftlicher  Erforschung dieser Phänomene und der entsprechenden Konfrontation mit dem Übernatürlichen, dem Bösen ist gut gelungen.  In den ersten beiden Abenteuern geht Hugh Walker auch ungewöhnliche, moderne Wege mit den ökologischen Themen, bevor er im abschließenden dritten Buch  um Steinberg zu sehr auf bekanntere Horror/ Gruselthemen setzt. 

Alleine die Zusammenfassung der drei heute nur schwer zu erhaltenden Romane um Robert Steinberg und seine Kollegen/ Kolleginnen ist die Anschaffung  wert.  Die lange kreative Horrorpause hat Hugh  Walker nicht geschadet und  die ersten beiden Hefte ragen auch aus den Veröffentlichungen der „Dämonen-Land“ Serie ohne Frage positiv heraus. 

  • Format: Kindle Edition
  • Dateigröße: 1645 KB
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe: 322 Seiten
  • ISBN-Quelle für Seitenzahl: 1547212802
  • Gleichzeitige Verwendung von Geräten: Keine Einschränkung
  • Verlag: EMMERICH Books & Media, Konstanz (27. August 2017)
  • Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.
  • Sprache: Deutsch
  • ASIN: B0756FR3QS
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