Cherringham Band 8- ein frostiges Verbrechen

Cherringham, Titelbild, Rezension
Matthew Costello & Neil Richards

„Ein frostiges Verbrechen“ ist eine weitere ungewöhnliche Folge der im ländlichen Großbritannien spielenden Heftromanserie. Vor allem, weil die beiden Ermittler lange Zeit nicht davon ausgehen können, dass wirklich ein Verbrechen begangen worden ist.

 Schließlich handelt es sich sogar mit schwerem Diebstahl und einem perfide wie intelligent ausgeführten Mord um zwei kriminelle Delikte, die zwar am und um den gleichen Ort geschehen, aber in Wirklichkeit nichts miteinander zu tun haben.

 Winter ist in Cherringham eingezogen. Es gibt wahre Schneemassen, die auf der einen Seite den Verkehr gefährden, wie Jack bei einem waghalsigen Bremsmanöver erkennen muss. Wie es sich für den bisherigen Plots gehört sind nicht selten die beiläufig eingestreuten Informationen der ersten Kapitel Grundlagen für die abschließende Lösung des Kriminalfalls oder wie im vorliegenden Heftroman für den finalen Showdown. Auf der anderen Seite können sich Sarah und Jack mit Sarahs Kindern beim Schlittenfahren näher kommen.

 Gemeinsam retten sie auch einen alten Mann vor dem Erfrieren, der aus einem örtlich, abgelegen liegenden Altersheim anscheinend zusammen mit einem Flurkollegen entkommen ist. Der Mann leidet unter Demenz, wie auch sein Fluchtpartner. Zumindest erweckt dieser den gleichen Eindruck.

 Jack und Sarah bringen den Mann zurück und erleben die bedrückenden Zustände in einer kommerziell geführten Pflegeeinrichtung. Die beiden Autoren Matthew Costello und Neil Richards haben schon in einigen der „Cherringham“ Abenteuern Kritik an den modernen Exzessen der Globalisierung in Form von auf Korruption aufgebauten Partnerschaften geübt oder die sinnlose Planung von Wellness Tempeln als Farce entlarvt. In Form dieser anonymen Pflegeeinrichtung, unterbesetzt und von der Welt abgeschnitten unterstreichen sie, das die Pflege alter Menschen auch ein Dienst der Mitmenschlichkeit sein muss und keine reine Geschäftsidee, die möglichst Profit bringen soll.

 Jack und Sarah versuchen den Menschen nicht nur in der Not, eingeschneit zu sein und keinen laufenden Stromgenerator mehr zu haben, zu helfen, sondern suchen über ihre eigentlichen Ermittlungen eines weiteren verschwundenen, im Schnee umgekommenen Heimbewohner hinaus bei der Leitung eine Verbesserung der Verhältnisse zu erreichen.

 Wie bei den letzten „Cherringham“ Krimis wirkt das Legen falscher Spuren überzeugender. Auch in „Ein frostiges Verbrechen“ befindet sich der Täter unter den Protagonisten, denen Jack und Sarah begegnen und welche sie auch mittelbar Verhören. Es gibt aber bis zum Finale keine Spuren, welche nachhaltig auf die Person als Täter deuten. Wie in einigen Sherlock Holmes und Agatha Christie Storys dient die Aufdeckung der Lebensgeschichte des Opfers als Schlüssel zur Auflösung des in mehrfacher Hinsicht fast perfekten Mordes.

 Auf der zweiten Handlungsebene wird neben der aus dem Nichts kommenden, fast ein wenig kitschig wie unrealistisch erscheinenden Verbesserung der Lebenslage der alten Menschen der zweite Täter nicht nur überführt, sondern mittels Jacks beeindruckendem Auftreten auch gleich überführt und kuriert.

 Die beiden Autoren zeichnen aber in dieser Vorweihnachtsgeschichte die einzigartige Atmosphäre des kleinen Ortes in der winterlichen Landschaft sehr überzeugend auf.  Während das erste Verbrechen schon länger unter der Decke der isolierten Heimgemeinschaft schlummert, kommt die zweite Tat wie bei Sherlock Holmes auf der tiefsten Vergangenheit der Protagonisten, ist interessant wie perfekt vorbereitet und scheitert im Grunde nur an einer Kleinigkeit, welche der Täter aus Unachtsamkeit begeht. Aber selbst dieses Vergessen einer Tüte würde nicht zu der Überführung des Täters führen, wenn es nicht das zweite Verbrechen gäbe.

 Wie der siebente „Cherringham“ Roman entwickelt sich die Handlung in „Ein frostiges Verbrechen“ origineller, packender, stringenter und vor allem vielschichtiger als während der ersten Abenteuer der beiden inzwischen sehr bekannten und geachteten Hobbyermittler Sarah und Jack.    

Bastei Heftroman, 64 Seiten

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