I was Flesh Gordon

I was Flesh Gordon, Titelbild, Rezension
Jason Williams & Derek McCaw

Alleine der Titel elektrisiert heute noch: "Flesh Gordon", die ein wenig übertrieben Pornoparodie auf die "Flash Gordon" Filme der dreißiger Jahre. Jason Williams ist Hauptdarsteller des Films gewesen. Im Grunde ist er - wie er selbstironisch zugibt - in den Augen der Öffentlichkeit immer Flesh Gordon und niemals der Schauspieler Jason Williams gewesen. Im Epilog stellt der Autor fest, dass er in Hollywood vielleicht nicht den ganz großen Ruhm gefunden hat, aber sowohl auf die von ihm inszenierte Pornohommage "Alice in Wonderland" wie auch die  Produktion der "Dead Zone" stolz sein kann. Und wenn er ihn nicht ein langjähriger Freund wie alle anderen Geschäftspartner mehrmals übers Ohr gehauen hätte, wäre er  sogar in Hollywood reich geworden. 

Jason Williams beschreibt seinen Weg aus dem konservativen aus dem Orange Country nach Hollywood und die ersten Erfahrungen, die er mit der Filmindustrie gemacht hat. Schauspieler ist er wie viele Menschen eher durch einen Zufall geworden. Auf Umwegen hat er am College Football gespielt, obwohl Basketball seine große Leidenschaft gewesen ist. Als jemand einen Footballer für einen Pilotfilm im Fernsehen suchte, hat er beworben und ist auch angenommen worden. Nur wurde dieser Film niemals ausgestrahlt.

Auf den ersten Seiten beschreibt Jason Williams die Träume und Hoffnungen seiner Freundin und von ihm selbst,  als die beide eher bemüht versuchten, Rollen zu ergattern und vorzusprechen. Es ist vielleicht tragisch, dass seine Freundin Erfolg und Misserfolg zugleich verbuchen konnte. Jason Williams hat eher damit zu kämpfen, dass er Buster Crabbe ein wenig ähnlich gesehen hat und deswegen die Rolle in der "Flesh Gordon" Porno  Parodie bekommen ab. 

Die Produktion von "Flesh Gordon" nimmt einen sehr breiten Raum in dem Buch ein. Negativ ist, dass diese nicht unbedingt reichhaltig bebilderte Monographie auch nur Fotos aus "Flesh Gordon", aber keine weitere privaten Aufnahmen anbietet.  Zeitgleich mit "Flesh Gordon" beschreibt Jason Williams die teilweise konträren moralischen Veränderungen innerhalb der USA mit einer Etablierung des Porno als künstlerische Meinungsfreiheit und weiterhin Unterhaltung für die Regelmäntelbrigade in den Grindhouse Kinos der USA.      

Auch wenn Jason Williams auf seine schauspielerische Leistung stolz ist und immer wieder betont, dass er die wenigen Minuten des Ruhm als Flesh Gordon genossen hat - vierzig Jahre später trat er auf den Comic Convention als sein berühmtester Charakter auf - bemüht er sich, den im Grunde doppelten Einfluss des billig produzierten Films auf das Science Fiction Genre wie auch die  Pornoindustrie zu betonen. 

Viele der angeblich notorischen Pornoszenen sind entweder der Beschlagnahme der Polizei zum Opfer gefallen oder einfach unbrauchbar. Wie gespalten die Amerikaner in den siebziger Jahren gewesen sind, zeigt die Idee, dass  Pornos in Kinos öffentlich gezeigt, aber nicht im Grunde produziert werden durften. Während "Flesh Gordon" vor allem von der herausragenden Marketingstrategie nach vielen Jahren der Nachproduktion profitierte, ist der Film aus einem gänzlich anderen Grund interessant.

Rick Baker, Jim Danforth und schließlich sogar der zukünftige Präsident von "Industrial Light & Magic" haben sich ihre ersten Sporen im Filmgeschäft verdient. Kein Wunder, dass die Tricks auch heute noch sehenswert sind.  Dass der Erfolg einige Jahre später alleine "Star Wars" ermöglicht hat, erscheint übertrieben. Das mit Science Fiction Geld zu verdienen ist, steht nach "Flesh Gordon" theoretisch außer Frage, da der Film wegen der betrügerischen Abrechnungen aber kein Erfolg werden durfte, bleibt die Frage offen, woher Hollywood im Gegensatz zu allen Beteiligten wissen wollte, dass die Produktionskosten tatsächlich zehnfach eingespielt worden sind.  Auch widersprechen einige umfangreiche Bücher, die sich intensiv mit George Lucas Werdegang und seinen Ideen auseinandersetzen, Jason Williams Thesen.  Eine Verbindung  hinter den Kulissen durch die Mitwirkung der angesprochenen zukünftigen Tricktechnikmagier  steht aber außer Frage. 

 Vom technischen Standpunkt her geht Jason Williams nur selten in die Details und konzentriert sich auf Oberflächlichkeiten wie die Anekdote, dass Rick Baker wegen des möglichen erotischen Gehalts des Films nur an einigen wenigen Szenen auf Anweisung seiner Mutter mitarbeiten durfte.  Aber sie zeigen trotz aller Unwägbarkeiten den Enthusiasmus eines unterbezahlten Teams, dem es vor allem um die ersten Credits im Filmgeschäft gegangen ist.

Bei den "erotischen" Szenen geht Jason Williams sehr viel humorvoller mit seinen kleinen Geschichten um. Von der Orgie auf dem Set über seine Weigerung,  homosexuelle Handlungen auch nur zu implizieren, bis zur kameratechnischen Entjungferung durch eine erfahrene, deutsche Pornodarstellerin; von den spannenden Freunden über den MacDonalds Manager, der sich unbedingt aufs Set einkaufen wollte und den Nachdreh ist alles vorhanden.

Jason Williams sieht sich dabei nicht unbedingt als Superheld, sondern als teilweise überforderter Landjunge, der vor allem seinem Regisseur und dem Produzenten Gefallen wollte. Es ist vielleicht nicht unbedingt notwendig, "Flesh Gordon" unmittelbar vor der  Lektüre dieser Monographie noch einmal gesehen zu haben, Kenntnisse der einzelnen, kurz von Jason Williams beschriebenen Sequenzen erhöht aber ohne Frage das Sehvergnügen.

 Rückblickend handelt es sich um einen wunderbaren Einblick in die Hollywood Welt abseits der großen Studios mit ihren vielen kleinen Filmen, die alleine aus kommerziellen Gründen gedreht  worden sind.

 Die zweite Hälfte des Buches beschreibt aber die Schattenseiten Hollywoods, wobei sich der Leser unwillkürlich die Frage stellt, wovon einige Schauspieler selbst ohne Engagement und mit den Schattenmännern befreundet über einen derartig langen Zeitraum ohne Unterstützung oder Einnahmen leben konnten.  Jason Williams beschreibt durchaus selbstkritisch den Betrug bei einem weiteren Actionthriller, die verzweifelten Versuche, ein neues Engagement zu ergattern und vor allem die Abqualifizierung als  Pornodarsteller. In seiner finanziellen Not hat Jason Williams anschließend selbst billige erotische Streifen für die diversen Grindhouse Kinos gemacht. Sein Erfolg kam schließlich zumindest wie bei "Flesh Gordon" in der Theorie durch den angesprochenen Erotikstreifen "Alice in Wonderland". Die von Williams aufgerufenen Budgets wirken vor allem für die siebziger Jahre zu hoch, aber es ist interessant zu verfolgen, wie sich der Erzähler selbst an den eigenen Haaren mit Disziplin und ein wenig Selbstachtung, aber plötzlich auch den richtigen wie ehrlichen Geschäftspartnern aus dem Sumpf ziehen konnte. 

 Vielleicht wirkt das letzte Drittel des Buches zu sehr gerafft, als wenn Jason Williams vor allem wie  der Titel sagt, auf seine "Flesh Gordon" Zeit eingehen möchte. Dabei wird man seinen späteren Leistungen als Produzent/ Drehbuchautor und schließlich auch Selfmade Regisseur nicht gerecht.  Hinzu kommt, dass sich zumindest im vorliegenden Text der Hollywood Markt nach den Erfolgen der neuen Regisseur Generation um Spielberg, Lucas oder Coppola  anscheinend nicht viel geändert hat, obwohl das Gegenteil der Fall gewesen ist. Interessant ist auch, dass Roger Corman als übernehmender Produzent eines von Jason Williams B Filmen zwar kurz erwähnt, aber dieser rote Faden nicht weiter verfolgt wird. Als wenn die beiden Nasen nicht zusammengepasst haben.

Aber Jason Williams ist aber auch hinsichtlich seiner Gefühle, seiner Frustrationen und schließlich auch seiner Enttäuschung den Menschen gegenüber sehr ehrlich, die er als Freunde angesehen hat.  Auf der anderen Seite will er aber nicht grundsätzlich allen Menschen gegenüber feindselig oder misstrauisch sein, wobei einige Hilfe nicht nur von Steuerabschreibungen reicher Unternehmer gekommen sind, sondern auch eines der führenden Trailerstudios schließlich an seiner Seite Filme zu produzieren begann.

 Zusammen mit seinem CoAutoren David McCaw hat Jasopn Williams aber vor allem eine der wenigen erfolgreichen kleinen Anekdoten der Schmuddelindustrie mit einem humorvollen,  selbstkritischen vielleicht sogar selbstironischen Ton aus der Zeit des sozialen Übergangs zu einer breiteren Akzeptanz der Erotikindustrie  lebendig und zeitlos nacherzählt. Viele der Zufälle, der Begegnungen und auch Erfahrungen  werden ohne den bitteren Unterton anderer Zeitgenossen aus der Sicht eines mit seinem Leben zufriedenen Menschen widergegeben und erhöhen neben den kleinen Geschichten vom ausführlich, aber nicht zu detailliert beschriebenen Dreh "Flesh Gordons" den Unterhaltungsfaktor.  Die kriminellen Aktivitäten einiger Geschäftsfreunde beginnend mit dem Fälschen der Bücher über den Diebstahl von Filmnegativen zeigen aber auch, welches Potential in dem Geschäfts mit Schmuddelfilmen steckt und wie weit manche Leute gehen.

Es ist eine  leichte, kurzweilige  Lektüre aus einer auf den ersten Blick unschuldigeren, naiveren, aber auch umtriebigen experimentellen Zeit des Trash Kinos.    

 

 

 

  • Taschenbuch: 183 Seiten
  • Verlag: Mcfarland & Co Inc (30. Juli 2018)
  • Sprache: Englisch
  • ISBN-10: 1476672865
  • ISBN-13: 978-1476672861
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