A for Andromeda

A for Andromeda, Titelbild, Rezension
Fred Hoyle und John Elliot

Bis auf eine Folge und wenige Szenen aus den anderen anderen Teilen ist vom BBC Serial „A for Andromeda“ aus dem Jahr 1961 nicht viel zurück geblieben.  Alleine die Buchadaption des Kosmologen Fred Hoyle und des Produzenten John Elliot gibt einen umfassenden Eindruck in das Science Fiction Drama. Dabei darf der Leser nicht den Denkfehler machen, es mit einer normalen Adaption zu tun zu haben. Wie bei Nigel Kneales „Quatermass“ geht die Buchfassung weit über die Fernsehfassung hinaus, versucht den Figuren eine gewisse Tiefe zu geben und fokussiert sich auf die zugrundeliegende Handlung. Ein Vergleich zwischen Film und Buch ist leichter bei der direkten Fortsetzung „The Andromeda Breakthrough“ zu ziehen, von welcher alle Teile erhalten geblieben sind.

Fred  Hoyle ist als Astronom und Schöpfer des Begriffes des Großen Knalls bekannt geworden.  Mit „The Black Cloud“ hat er schon vier Jahre vor dieser Serie ein Buch geschrieben, in dem allerdings kosmische Urkräfte das Leben auf der Erde bedrohen.  „A for Andromeda“ wirkt aus heutiger Sicht vor allem als ein über weite Strecken Ideen Carl Sagans vorwegnehmender Science Fiction Roman. In beiden Büchern empfängt die Menschheit eine Botschaft aus dem All. In beiden Romanen handelt es sich  um Baupläne. Carl Sagan und Fred Hoyle zeigen auf, die schwer es sich Wissenschaftler und Militärs tun,  etwas Gutes in diesen Botschaften zu sehen und es weniger als Befahr denn als Chance zu betrachten. Carl Sagan zieht sich abschließend in den Bereich des Mystischen zurück und verzichtet auf jegliche abschließende Erklärung, während Fred Hoyle / John Elliot vor allem auch vor dem Hintergrund des Kalten Krieges in den sechziger Jahren einen gänzlich anderen Weg gehen und die Gefahr vermenschlichen, um sie abschließend abstrakter darzustellen. Mit Andromeda – im Serial eine der ersten großen Rollen für Julie Christie – greift Fred Hoyle noch eine andere Thematik auf, die vor allem in den sechziger und frühen siebziger Jahren von Philip K. Dick und andere New Wave Autoren mit der menschlichen Roboter oder der überlegenen künstlichen Intelligenz in einem humanoiden Körper angesprochen haben.

Der Auftakt entspricht den Klischees mancher Fernsehserie. Ein modernes neues, in dieser Form aufgrund neuartiger Technik noch niemals entwickeltes Radioteleskop wird eingeweiht. Einen Tag bevor der Minister die offizielle Eröffnung durchführen soll, probieren es die Forscher aus und empfangen ein komplexes Muster aus dem Sternbild des Andromeda Nebels. Auch wenn es die Autoren niemals in dieser Form so benennen, scheint es sich um einen binären Code zu handeln.  Einer der Forscher findet heraus, dass es sich um die Bauanleitung für einen gigantischen Computer handelt, mit dem die Wissenschaftler vordergründig und die Militärs im Hintergrund Nutznießer eines Wissens werden, wie es die Menschheit bis dahin noch nie gesehen hat.

Ab dem Augenblick, in dem Fred Hoyle und John Elliot aber die kosmopolitische Ebene verlassen und in die politischen Niederrungen des menschlichen Alltags eintauchen, agieren sie zu oberflächlich.

Aus spannungstechnischen Gründen wird die Idee der Industriespionage in Form des offensichtlichen Deutschen Kaufmann eingeführt, der von einem schwachen Mitglied des Teams erst die Daten kaufen will, später wird er versuchen, sie sich mit etwas mehr gewalttätiger Überzeugung zu verschaffen. Auch wenn die Idee der aggressiven Industriespionage modern gewesen ist, erscheint die Umsetzung fast naiv. Kaufmann wird als Gesicht der Organisation „Intel“  immer wieder erkannt, die Militärs greifen aber nicht ein.

Auch die Frankenstein Thematik fließt sehr geschickt, aber auch irgendwie seelenlos in das Buch ein.  Im Gegensatz zu den ausführlichen wissenschaftlichen Beschreibungen in einigen anderen Romanen der beiden Autoren bleibt vieles distanziert und findet wahrscheinlich der Struktur einer zeitgerafften Fernsehserie folgend im Off statt. 

Mit der Erschaffung von Andromeda wendet sich vordergründig der Plot. Ein großes Problem haben die Autoren sich aber zu diesem Zeitpunkt selbst geschaffen. Wie bei Kaufmann brauchen sie einen weiteren Antagonisten, dieses Mal im Innenverhältnis. Kaufmann hätte das Militär abhalten können und müssen.  Die unvorbereitete Bösartigkeit des von Menschen nach den Daten aus dem Andromedanebel erschaffenen Computers wirkt dagegen aufgesetzt. Es fehlt die Einschmeichelphase, mit welcher eine logisch kalkulierende Maschine den Boden für die späteren Aktionen vorbereitet hätte. Natürlich fällt den wichtigsten Protagonisten im Gegensatz zum durch die Erzählperspektive auf Augenhöhe informierten Leser auf, dass die Maschine mordet bzw. unbequeme Menschen ermorden lässt. Aber Emotionen wie Liebe, Wut, Ärger und hinsichtlich der Taten auch Rücksichtslosigkeit müssen erlernt werden. Es gibt keinen Hinweis, dass diese Fähigkeiten und „Charaktereigenschaften“ mit den Daten aus der fernen Galaxis zur Erde übertragen worden sind. Dabei würde  es sich um  einen viel zu großen Zufall handeln.

Vor allem weil in anderen wichtigen Szenen die frühzeitliche künstliche Intelligenz Emotionen nicht verstehen oder auch nur einordnen kann. Natürlich ist es schwierig, ohne Hintergründe einen Bauplan zu schicken, welcher dem Plot folgend zu den  Menschen passt. Es gibt keine Idee oder auch nur einen Hinweis darauf, ob die Absender aus dem Andromeda Nebel die Erde absichtlich ausgesucht haben oder das Auffangen der Botschaft ein reiner Zufall gewesen ist. Im letzteren Fall hätte die Betonung mehr auf einer schnell selbstlernenden Maschine liegen müssen.

Für Fred Hoyle ist es schwierig, am Ende den Bogen zu schlagen.  Anscheinend besiegen die Emotionen schließlich den kühlen Maschinenintellekt. Für einen Plot aus den sechziger Jahren provozierend und interessant, aus heutiger Sicht eher ein wenig altbacken.  Das große Problem ist die Tatsache, dass die Autoren auf dem Weg zu dieser nicht unbedingt akzeptablen Lösung einige Klischees nicht umschiffen, sondern erst etablieren und der vorbereitete Boden viel zu dünn ist, um ihn zu überqueren. 

Positiv und durchaus technokratisch interessant ist dabei der Ansatz, das Menschlichkeit in allen Facetten von Hass bis zur Liebe Maschinenintelligenzen zumindest verwirren, wenn nicht sogar besiegen kann. Eine Idee, die Gene Roddenberry in einigen der ersten „Enterprise“ Folgen auch in verschiedener Hinsicht durchgespielt hat.

Rückblickend ist „A for Andromeda“ vor allem aus Science Fiction historischer Sicht  lesenswert. Der Auftakt ist sehr gut, in der Mitte stehen sich die beiden Autoren mit ihrem distanzierten, viel zu sachlichen Stil sehr stark im Wege, bevor das Ende abrupt  kommt.  Die Ausgangsprämisse mit der Bauanleitung von den Sternen hat Carl Sagan ohne Frage auch in Kenntnis mindestens der Fernsehserie, wenn nicht sogar dieses Buches aufgenommen und ab dem ersten Drittel in eine andere, sehr viel überzeugendere und rückblickend auch Zufriedenstellerende Richtung für  den Plot gefunden. „Contact“ und „A for Andromeda“ bilden einen faszinierenden Doppelroman, geschrieben jeweils von Wissenschaftlers und Forschern, denen es um das große Ganze geht, auch wenn Fred Hoyles manchmal sperriger Schreibstil ihm angesichts der weiterführenden Grundidee und vor allem einige Lücken beim Handlungsaufbau mehr als einmal aus heutiger Sicht fast frustrierend im Wege steht.   

  • Story-Tellers
  • Verlag: Souvenir Press Ltd
  • New ed
  • Seitenzahl: 176
  • 2001
  • Ausstattung/Bilder: black & white illustrations
  • Englisch
  • Abmessung: 127mm x 201mm x 10mm
  • Gewicht: 134g
  • ISBN-13: 9780285635883
  • ISBN-10: 0285635883
  • Best.Nr.: 22283112