Das Haus Zamis 51: Juna

Das Haus Zamis 51, Roman, Titelbild
Michael Marcus Thurner, Logan Dee, Uwe Voehl

Es handelt sich beim 51. Abenteuer der jungen Hexe um den Mittelteil einer Trilogie. Daher ist eine abschließende Beurteilung des in der Gegenwart spielenden Handlungsbogens von Logan Dee schwer möglich.

Schon im Jubiläumsband haben sich ja nicht nur die Familie Zamis inklusiv der Halbschwester Cocos Juna auf den Weg in die Temeschburg gemacht, wo das Testament der Fürstin Bredica eröffnet wird.  Die Autoren um den Expokrat Uwe Voehl haben ja schon einen Blick in deren Vergangenheit gestattet. In der Gegenwart offenbart allerdings der allgegenwärtige Testamentsvollstrecker Skarabäus Toth den Anwesenden eine bitterböse Überraschung.  Wie es sich gehört, soll derjenige erben, welcher ihren Mörder überführt.

Die Grundidee ist nicht unbedingt neu. Schon der bekannte Film „Eine Leiche zum Dessert“ mit  den weltberühmten Detektiven und einer vergleichbaren,  aber während des Dinners inszenierten Mörderjagd hat bewiesen, dass dieses Subgenre durchaus unterhaltsam sein kann. Auch das Spiel „Cluedo“   geht ja in eine vergleichbare Richtung.

Trotzdem hat Logan Dee wieder den vergleichsweise undankbaren Teil des Doppelbandes. Zum Einen ist dieser Handlungsbogen nicht abgeschlossen und zum Zweiten ist der zugrundeliegende Plot wie eingangs erwähnt dank der zahlreichen Leitplanken nicht unbedingt aus sich heraus originell. Positiv dagegen ist die Tatsache, dass Uwe Voehl durchaus auch die „Helden“ wie die Zamis Familie als Mörder etablieren könnte, um ein Überraschungselement zu präsentieren.

Vor allem lebt dieser zweite Teil des Romans von der ein wenig grotesken Mörderjagd.  Die Autoren greifen in den Dämonenfundus und lassen die einzelnen schaurigen Gestalten in einigen durchaus brutalen Szenen aufeinander losgehen.

Viel interessanter und vielschichtiger ist die Vergangenheitsebene. Die junge Juna macht sich auf die Suche nach Michael Zamis. Sie ahnt nicht, dass er ihr leiblicher Vater ist. Die Leser wissen das aber schon.  Michael Marcus Thurners Stärke ist immer gewesen, ein Wien zu erschaffen, das irgendwo zwischen seiner langen mystischen Vergangenheit und der Arroganz der Gegenwart angesiedelt worden ist.  Dieses Mal durchquert Juna den Hoia- Baciu Wald.

Es ist nicht nur der atmosphärisch überzeugend beschriebene Wald mit den uralten Dämonen ohne Anspielungen auf die grimmschen Märchen, der überzeugt. Juna findet sich auch in einem seltsamen Krankenhaus/ einer Anstalt wieder, in welche die Ärzte weniger am Heilen interessiert sind, sondern eher nicht nur das Blut, sondern auch die Gliedmaßen ihren Patienten abzunehmen.

Wie in seinen letzten „Das Haus Zamis“ Abenteuer geht Michael Marcus Thurner dabei an die Grenze des Sadistischen, des literarisch Erlaubten.  Diese grotesken Szenen unterhalten zwar nicht, sollen aber die Grausamkeit der Dämonenwelt zeigen. Der Kontrast wird noch stärker durch die angebliche vordergründige Eleganz der Zamis, hinter deren Fassade sich ein vergleichbar arrogantes wie brutales Verhalten  vor allem gegenüber Dämonen wie Menschen nicht nur zeigt, sondern in manchen Abschnitten ausgelebt wird.

Mit Juna betritt ja eine neue Protagonistin die Bühne. Im Gegenzug fällt Coco Zamis ein wenig aus dem Fokus. Sie reist zwar in der Gegenwartsebene mit zur umstrittenen Testamentsveröffentlichung und steht fast widerwillig der eigenen Familie auch zur Seite, aber vor allem den lange Rückblick im ersten überzeugend geschriebenen Teil des Romans lässt sie in den Hintergrund treten.

Coco Zamis ist immer das menschelnde Element der Serie gewesen.   Nicht selten gegen ihren Willen zu Taten gezwungen, die sie nicht begehen möchte, hat sie immer einen ausgesprochen originellen, manchmal auch pragmatischen Weg gefunden, um diese Klippen zu umschiffen.  Diese ausgefeilte Balance fehlt nicht nur dem vorliegenden Doppelband, auch die Jubiläumsnummer hat ein wenig unabhängig von der deutlich ambitionierteren Geschichte darunter gelitten.

Als Mittelband der Trilogie liest sich „Juna“ ausgesprochen flott vor allem in der ersten Hälfte mit den Rückblicken, während der zweite Teil ohne Frage in einem engeren Rahmen auch spannend, aber nicht unbedingt aus sich selbst heraus originell ist.

www.zaubermond.de 

Taschenbuch, 202 Seiten

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