Cherringham 2 "Das Geheimnis von Magdon Manor"

Bastei Verlag, Cherringham 2, Titelbild
Matthew Costello und Neil Richards

Im zweiten Band der so typisch britischen Kriminalserie „Cherringham- Landluft kann tödlich sein“ verfestigen sich auf der einen Seite die Handlungsmuster, während die beiden Autoren Matthew Costello und Neil Richards während des Showdowns nicht nur für alle Verdächtigen eine Überraschung parat haben.

 Der Roman beginnt mit einem Brand auf Magdon Manor, einem alten inzwischen in die Jahre gekommenen und nicht mehr gut erhaltenen Landsitz in der Nähe von Cherringham. Der alte Gutsherr Victor Hamblyn flieht trotz seiner Gehbehinderung nicht nach draußen, sondern steigt den beschwerlichen Weg in den Turm durch eine Art Geheimtür, wo er erstickt.

Seine Krankenschwester Hope bittet ihre Freundin Sarah, den Fall zu untersuchen, da die drei Kinder ein Interesse haben, dass der alte Gutsherr stirbt, damit ein jeder von ihnen als Alleinerbe sich mindestens das wertvolle Land unter den Nagel reißen kann.

 Wie im ersten Roman werden Sarah und durch sie ihr inzwischen Freund im freundschaftlichen Sinne Jack in den Fall verwickelt. Die Polizei hat keine Anhaltungspunkt. Im Gegensatz zum Auftaktabenteuer spielt sie auch keine entscheidende Rolle. Nicht mehr als behördliches Hindernis. Die in Frage kommende überschaubare Anzahl von Verdächtigen wird verhört.

Alle drei kommen aus unterschiedlichen Gründen in Frage. Die Tochter ist eine Karrierefrau, die vor allem auf das schnelle Geld wert legt und sich aufgrund der Tatsache, dass sie die Tochter ist, in der Poolposition sieht. Einer der Brüder betreibt mit seiner Frau ein Küchengeschäft und hat die Elektrik im Hause nach kleineren Schwelbränden genauso erneuert wie zum Selbstkostenpreis die Küche. Der dritte Sohn ist ein Alkoholiker und Tagenichts, der anscheinend in der Nacht des Brandes auch am Tatort gesehen worden ist. Auch das Entstehen des Brandes ausgerechnet in der abgeschlossenen Bibliothek ist seltsam.

 Der Leser verfolgt den Fall auf Augenhöhe der beiden Ermittler. Es werden Befragungen angestellt und die einzelnen Beweise fallen eher zufällig zusammen. Noch stärker als im ersten Band legen Costello und Richards eine sehr direkte Spur zum im Grund einzigen über ein Motiv hinaus in Frage kommenden Täter. Interessant ist die klassische Auflösung in Agatha Christie Manier. Alle Verdächtigen versammeln sich zusammen mit Jack, Sarah und Hope zur Testamentseröffnung natürlich auf Magdon Manor, wo den drei in Frage kommenden Erben eine faustdicke Überraschung offenbart wird, die nur mittelbar, aber sehr effektiv im Zusammenhang mit dem Fall steht.

 Der Fall selbst wird in erster Linie über Befragungen und Deduktion gelöst. Einige Beweise und Zusammenhänge kommen durch Funde im Haus selbst ans Tageslicht, an anderen Stellen wird wieder die Technik befragt. Es gibt keine grundlegenden Actionszenen. Die Spannungskurve ist nicht sonderlich hoch, das Tempo zieht erst im letzten Drittel an. Trotzdem können Matthew Costello und Neil Richards aufgrund der überzeugend gezeichneten Protagonisten eine Stunde lang gut unterhalten. Länger braucht man nicht, um die Heftromane zu goutieren.

 Interessant ist das Verhältnis zwischen Sarah und Jack. Betrachtet man „Das Geheimnis von Magdon Manor“ vor allem zwischen dem Auftaktroman und dem folgenden Abenteuer „Mord im Mondschein“ kritisch, dann scheint sich die platonische „Beziehung“ zwischen Sarah und Jack in diesem Buch abgekühlt zu haben. Sie arbeiten gut zusammen und tauschen auch Informationen aus, aber der Funke will nicht überspringen. Vielleicht wollten die Autoren das romantische Element vor allem in einem engen Zusammenhang mit einer fortlaufenden Reihe unter Kontrolle halten, aber damit verliert dieser Teil der „Cherringham“ Reihe auch ein wenig an Format. Glaubwürdiger ist viel mehr, dass einige Wochen zwischen den beiden Fällen vergangen ist und sich einige zwar an die Ermittlungen hinsichtlich des vermeintlichen Selbstmordes erinnern, aber nicht jede Woche eine Leiche in diesem kleinstädterischen idyllischen Teil Großbritanniens durchs Dorf getrieben wird. Das am Ende nicht unbedingt Mord auf der Anklageschrift steht, hebt „Das Geheimnis von Magdon Manor“ zusätzlich aus der Masse vergleichbarer kriminalistischer Romantik heraus und bildet einen zufrieden stellenden Abschluss eines geradlinig zu lesenden Heftes.

Bastei Verlag

Heftroman 64 Seiten

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