
Am Ende des ersten Teils seiner Science-Fiction-Serie hat Dirk van den Boom die wichtigsten Handlungsmuster umrissen. Die Aufgabe des Scaremans hinsichtlich einer kontraproduktiven Entwicklungspolitik sind genauso klar umrissen wie die drohende Vernichtung der abgeschieden gelegenen Welt durch eine Superbombe, sollten sie evolutionstechnisch sich zu weit aus den Fenster lehnen. Ein Raumschiff der feindlichen Ek Ek ist ebenfalls auf dieser Welt in den nördlichen Graden abgestürzt. Sie wissen im Gegensatz zum Scareman von dessen Existenz. Und wie schwierig es ist, nur zu beobachten und ggfs. Entwicklungen mit List und Gewalt zu unterbinden, hat Savcociv schon im ersten Roman erfahren.
In „Der Eine“ folgt Dirk van den Boom anfänglich eher den religiösen Wegen dieser Welt. Dabei greift der Autor auch gerne ein wenig überzogen, aber nicht zu einer Parodie reichend zu einigen Sword & Socery Elementen. Sie gibt es die Kaste der Priester, deren direkter Draht zu „Dem Einen“ gerne auf Orgien steht. Zweimal im Jahr wirft er auch die entsprechenden Mittelchen ein, um auch Nachkommen zu zeugen. Ansonsten folgt er einer pervertierten Wissenschaft, in der er die Gehirngrößen von Frauen natürlich nach ihrem Tod auf einer archaischen Folterband misst, um zu bestimmen, ob sich das Volk weiterentwickelt. Es sind diese kleinen perversen Ideen, welche „Der Eine“ aus der Masse herausheben.
Scareman Savcovic schleicht sich als Novize in den Orden ein. Dabei lernt er auch eine der Töchter der getöteten Frauen kennen, die das Schicksal ihrer Mutter aufklären will. Auf der zweiten Handlungsebene versuchen die gestrandeten Ek Ek nicht nur mehr über diese Welt zu erfahren, sondern der Scareman und dessen Technologie könnte ein Schlüssel sein, um diesen Planeten wieder zu verlassen.
Anfänglich sich auf die Stimmung konzentrierend und durchaus die Pulpgeschichten eines Robert E. Howard imitierend zieht Dirk van den Boom das Tempo der Handlung ab der Nitte deutlich an. Wie eingangs erwähnt sich es eher die Details als der grobe Handlungsverlauf, der überzeugt. Der Plot verläuft ohne wenige Überraschungen bis zum Showdon zu geradlinig und zu wenig nachhaltig entwickelt. Die finale Auseinandersetzung ist konsequent und schließt zumindest mit dem Eingreifen des Königs – ist die Störung des Gleichgewichts der Kräfte vielleicht wieder ein kleiner Fortschritt? – zufrieden stellend ab. Zumindest muss Savcovic nicht alles alleine machen. Die Actionszenen sind gut geschrieben. Dank der pointierten Dialoge wird nicht alles ganz ernst präsentiert und nicht selten hat der Leser das Gefühl, als erkenne er in Dirk van den Booms schriftstellerischen Augen ein entsprechendes Zwinkern.
Interessant, aber für die Länge des Romans ehr nur zufrieden stellend, ist die Kultur herausgearbeitet. Die überraschende Liebesgeschichte führt nur zu einem bedingten Happy End. Auf der einen Seite ist sich Savcovic der Gefühle seines künstlichen Körpers und dessen Fähigkeiten noch nicht richtig bewusst. Dirk van den Boom fügt einen unnötigen Exkurs in die omnipotenten Fähigkeiten der Elitesoldaten hinzu, dessen Inhalt „eher allzeit bereit und egal auf welchen Planeten man auf die Ureinwohner trifft“ hervorhebt. Dadurch wird die Liebesgeschichte fast in ein unglückliches Licht gerückt. Viel interessanter ist, dass seine Geliebte ihn abschließend aus kulturellen Zwängen verlassen muss. Es ist schade, dass Dirk van den Boom dieser wachsenden Kultur bislang eher Schlaglichter gewidmet hat. Es bleibt abzuwarten, ob der Autor den Fokus in den nächsten Romanen eher auf dieses Thema legt als eine insbesondere im Vergleich zum mit Informationen überfließenden ersten Band profane Geschichte zu erzählen, die eine gewisse Leere im Leser hinterlässt. Sehr positiv dagegen ist die Verwandlung des Ek Ek Kommandanten. Hier hat sich Dirk van den Boom sehr viel Mühe gegeben, eine auf der einen Seiten absolut hierarchische Rasse zu entwickeln, auf der anderen Seite durch ihre Zwittergeschlechtlichkeit sehr viele Möglichkeiten aufrecht erhalten, einen „Feind“ im eigenen Lager zu entwickeln und nicht auf einen klassisch klischeehaften Konflikt zwischen Scareman und den Ek Ek zu zusteuern. Potential ist auf beiden Spannungsbögen vorhandenen, wobei der vorliegende Roman vor allem auf dieser emotionalen Ebene einige Seiten mehr hätte vertragen können. Ebenfalls zu den Stärken gehört die Zeichnung des Scareman Savcovic, der mehr und mehr die Schwächen nicht nur seines Auftrags hinsichtlich der finalen Lösung erkennen muss, sondern vom Soldaten wieder zu einem Menschen wird, der die Verantwortung für die Unterdrückung einer Rasse als Gegenentwurf zu Atlans mühevoller wie kontinuierlicher Hilfe auf seinen Schultern tragen muss. Dirk van den Boom spricht diese Punkte immer wieder oberflächlich an. Hier bietet sich noch sehr viel originelles Potential für die folgenden Romane. „Der Eine“ erreicht leider nicht die handlungstechnisch die Qualität des Auftaktbandes. Dafür geht Dirk van den Boom auf einzelne noch zu entwickelnde Konfliktherde ein und zeigt deutlich, dass die „Scareman“ Serie mehr als nur eine weitere Military Science Fiction auf dem in dieser Hinsicht eher übervollen Markt sein kann.
Atlantis Verlag